- Tine Schwahn
… und so beginnt meine Reise
Oder auch „Meine Reise hat begonnen!“ wie ich gestern meinen ersten Patreon Post betitelte. Aber vielleicht beginne ich von Anfang an. Und womit fängt alles an? Mit einem Gedanken.

Diesen einen, speziellen Gedanken hatte ich schon früh in meiner Jugend. Das Malen, Zeichen und das Erschaffen kleiner Welten hat mir seitdem ich denken kann Freud bereitet. Aber nein, keine Angst, so weit zurück in meinem Leben möchte ich dann doch nicht gehen. Das ist vielleicht Erzählstoff für ein anderes Kapitel.
Der Gedanke also, dass ich gern mit dem, was ich kreieren kann, Geld verdienen würde, mein Leben finanzieren möchte. Anderen meine zu Bildern gewordenen Gedanken zeigen und - wenn alles gut läuft- ich sie damit glücklich machen kann.
Aber naja, da kommt das Leben- in meinem Fall meine Familie. „Aber nein, damit kann man kein Geld verdienen!“ oder auch „Das ist nicht sicher genug!“. „Das schaffst du nicht!“ wurde niemals gesagt, aber so kam es bei mir an. Dieser Gedanke verblich also… Ich habe vier Ausbildungen abgeschlossen. Ganz klar das Symbol meiner Suche. Ein Symbol dafür, dass ich mich für vieles interessierte, aber das Eine, das Eine was ich eigentlich schon kannte, verloren hatte.
Ich habe es vor round about drei Jahren wiedergefunden. Nein, nicht bewusst. Ich steckte gerade in meiner vierten Ausbildung und ich lernte neue Menschen kennen. Wenn man so will, ist meine eine Freundin, die ich dort kennenlernte, meine initiative Inspiration gewesen. Sie zeichnete im Unterricht und ich dann auch. Wir nahmen unsere Sketchbooks mit in die Schule und tauschten uns aus.
In der Zeit entdeckte ich Instagram und Patreon. Auch auf YouTube schaute ich mir unzählige Videos von KünstlerInnen an.
Da war der Gedanke wieder! Ein wenig abgeändert, aber der Sinn war der selbe: Das will ich auch!
Ich sah all die KünstlerInnen mit ihren Profilen, Videokanälen, Patreons, Artbooks und Projekten. Sie wurden aus aller Welt unterstützt und konnten so ein Leben als KünstlerIn führen. Das war so großartig und erstaunlich. Seither unterstütze ich andere KünstlerInnen auf ihrem Weg.
Der Gedanke war also wieder da und dieses Mal ging er nicht verloren. Niemand der sagte „Du schaffst das nicht!“ -oder es jedenfalls so meinte- sondern ein „Das wird schwer, aber nicht unschaffbar!".
Die Idee
Also gut, der Gedanke war da und die Entschlossenheit groß. Was kam dann?
Laut allgemeiner Meinung - ein Branding, eine Marke! Hmm. Ich habe daran herumgedacht, gewälzt und gewälzt. Erst auf die eine, dann auf die andere Seite. Jap, umgedreht hab ich das ganze auch noch mal. Mit dem Ergebnis, das bin nicht ich. Ich soll mir EINEN Stil ausdenken? Immer das Selbe zeichnen? Immer und immer wieder … wofür? Ach für den Wiedererkennungszweck?!
Ne, das kann ich nicht. Nein, dass bin nicht ich. Ich mag es bunt und ich mag es immer anders und ich mag neue Techniken lernen und ausprobieren, ich mag neue Medien nutzen und mich kreativ entfalten! Ein Branding -steckt ja schon im Namen- das brandmarkt einen. Eingeengt in den winzig kleinen Rahmen, für den man sich einmal entschieden hat und wehe dem der das Muster bricht. Der verliert Follower!
Nein, dass bin nicht ich! Ich bin für Vielfalt und das nicht nur in meiner Kunst!
Also gut, gesellschaftlichen Ballast gedanklich abgeschüttelt. Das ist echt nicht leicht! Also muss eine neue Idee her. Wie geht das alles unter einen Hut? Auch hier kam die Lösung eher von alleine. Ich hatte irgendwie mit dieser „Lösung“ angefangen, ohne es zu ahnen.
Begonnen hatte das vermutlich schon, bevor mir auffiel, dass ich eine Lösung für ein vermeintliches Problem brauchte. Ich kreierte ein Bilderbuch. Wie kam ich denn jetzt auf die Idee bitte?? Meine Patentochter sollte ein Jahr alt werden. Nun aber was schenkt man einem einjährigen Kind, so dass es auch etwas davon hat? Klar musste es selbstgemacht sein, das stand außer Frage. Ich hatte erst ein paar niedliche Tiere gezeichnet - mal wieder eine dieser Momente: „Oh! Das muss ich unbedingt ausprobieren!“. Ich zeichnete also insgesamt 12 Tierchen, telefonierte mit einer Druckerei und dann… Ja dann wurde mir klar, vielleicht könnte das ja noch jemand gebrauchen? Ich fragte also rum. Puh! Wer hätte bitte geahnt, dass ich daraufhin fast 70 Stück für ihren Selbstkostenpreis weitergeben würde?! Und da kam er wieder, der Gedanke: Wie schön, so viele Kinder und ihre Eltern glücklich gemacht zu haben. Unbeschreiblich fantastisches Gefühl.
Das Projekt war abgeschlossen und da ist es! Das Wort das die Lösung mit sich brachte: Projekt! War mir das damals klar? Nope. Tatsächlich ist es mir erst vor kurzem aufgegangen. Nämlich während ich das Merchandise zu meinem "Hues" Projekt verkaufte. Dieses Wort und diese Idee von Projekten, hatte sich ganz von alleine in meine Gedanken geschlichen und ganz von alleine betitelte ich immer häufiger meine Werke als Projekte. Rückblickend hatte ich schon einige davon.
Vermutlich ist das jetzt verwirrend. Ich habe gesagt, dass als nächstes die Idee kam. Aber ich hatte mich nun offenkundig schon vor der Idee selbstständig gemacht. Das lag schlicht daran, dass ich mir sagte, ich melde jetzt meine Selbstständigkeit an PUNKT. Kein Kneifen, kein Diskutieren mit mir selbst mehr, so musste ich eben „dann“ eine Lösung -die Idee- für mein Problem finden. In den letzten zwei Wochen ist es mir dann wie Schuppen von den Augen gefallen: Projektarbeit!
Die Vorarbeit
Wie oben schon erwähnt, meine Entschlossenheit war groß. Also ohne roten Faden, ohne Gebrauchsanweisung, ohne definiertem Ziel stand es für mich fest. Ich wollte mich nebenberuflich Selbstständig machen. Ich nahm also eine 50% Stelle als Erzieherin an und fing an herumzutüfteln. Viele Idee hatte ich, aber was gehört eigentlich alles dazu? Einige Ideen waren, und sind es immer noch, in weiter Ferne, andere konnte ich auch so schonmal umsetzen:
ein Instagram Account
ich habe bis heute keine Ahnung wie ich da Follower generieren soll
eine Facebookseite
es mach mir unglaublich viel Spaß, Posts zu schreiben
eine Internetseite
holy crap - sich da reinzuwurschteln hat mich soooo viel Zeit gekostet
auf eine Convention gehen
yay ich war auf einer Con! 2020 waren noch drei geplant … wir werden sehen, vielleicht finden noch zwei davon statt
und natürlich ein Projekt
an Projektideen mangelt es mir übrigens nicht … nur was setzt man bloß zu erst um?
Kleiner Einschub zur Convention, denn ich denke, die hat mich gefühlt ein ganzes Stück nach vorne Gebracht mich als Künstlerin wahrzunehmen.
2018 besuchte ich die Comic Con Stuttgart und traf da meine Lieblingskünstlerin, die ich auch auf Patreon unterstütze. Wir freundeten uns danach an und inzwischen kann ich auch mit ihr reden ohne in ein Fangirl zu mutieren. Das ganze brachte mich jedenfalls dazu 2019 selbst auf diese Messe bzw. Convention zu gehen. Ich ließ meine ersten Prints drucken -viel zu viele natürlich- und bestellte mir alles was ich für einen Stand brauchte.
Ich ging glücklich, aber auch völlig fertig nach dem Wochenende nach Hause. Wie ist es denn nun gelaufen?! Ich hatte tatsächlich die Standgebühren, Helferticket und Parkgebühren wieder rein geholt. Das war total unglaublich. Mich kannte dort niemand. Ich hatte fast nur A3 Prints - und die sind den meisten zu groß - mit der Ausnahme von einigen wenigen selbst ausgeschnittenen Stickern. Einigen umliegenden Ständen ging es nicht so, diese waren zwar bekannter, hatten aber nur mit Ach und Krach ihre Ausgaben für die Con wieder reinbekommen. Ich war also stolz wie Bolle! Ja und das hat mir gezeigt, ich kann es schaffen! Klar, ich hatte noch keinen Cent verdient, bin auf den restlichen Kosten der Anschaffungen sitzen geblieben - aber es war für mich ein großer Erfolg! Der Motivationsbooster für die Gewissheit das es klappen kann!
Das Projekt
So weit so gut, spulen wir ein wenig in der Zeit weiter. Wir kommen zum Projekt.
In der Artcommunity gibt es immer wieder Challenges, dazu gehören auch Jahreszeiten abhängige, so wie zB. der Huevember. Im November zeichnet man jeden Tag ein Bild in einer Farbe - einmal das Farbrad entlang. Wenn du mir zu diesem Zeitpunkt bereits gefolgt bist, dann weißt du, dass habe ich nicht geschafft. Ich weiß nicht, wie andere es schaffen, aber sie schaffen es. Ich nicht. Also zog es sich. Ich war zwar motiviert, aber ich dann sollte auch immer ein Video zum Bild gemacht werden … hab ich ne Weile durchgehalten. Um genau zu sein 14 Videos sind entstanden. Dann gab es eine Pause. Dann mehrere hintereinander. Erst ne Grippe, dann Weihnachten und Urlaub, schließlich fragte ich mich ob ich das Projekt wirklich zu Ende schaffen würde. Ich entschloss mich, keine Videos mehr zu machen. Die stressten mich zu sehr, fraßen zu viel Zeit. Instagram ließ ich auch weg. Es demotivierte mich, kaum Likes und garkeine neuen Follower zu bekommen. Und das, obwohl ich gefühlt Stunden damit zubrachte Fotos zu machen, Videos zu bearbeiten und diese unfassbar lästigen 30 Hashtags zusammen zu kratzen. Stattdessen erstellte ich Posts in Facebook. Die Posts gingen schneller, einfacher und vor allem gab es Feedback! Meine eigene kleine Facebook-Community hat mich so sehr motiviert, das mir klar wurde, dass ich diese Postkarten zu Ende zeichnen musste und dann auch endlich wieder wollte!
Und was soll ich sagen? ES LOHNT SICH! Es war einfach wunderschön. Ich weiß noch, wie ich die letzte Karte fertig malte, mir den Küchentisch ganz frei räumte und immer wieder alle 30 Karten anordnete - im Kreis, nebeneinander, untereinander - Fotos und Videos machte. Das Gefühl, dass ich dieses Projekt beendet hatte und meine Arbeit da vor mir liegen hatte, war einfach fantastisch!
Aber so richtig zu Ende war das Projekt dann aber doch noch nicht ganz. Es gab einige Anfragen, ob es davon gedruckte Versionen gäbe, also Postkarten, Poster oder Sticker. All diese Ideen und noch einige mehr, kamen von meiner Facebook-Community. Die Ideen gefielen mir gut und ich hatte große Lust das umzusetzen. Nur… „woher das Geld nehmen, wenn nicht stehlen?“
Ich bot meine Originale zum Verkauf an und diese Einnahme erlaubte es mir mein erstes Merchandise herstellen zu lassen.
Die Selbstständigkeit
Ungefähr zu dieser Zeit meldete ich dann auch meine Selbstständigkeit an, wir wollen da ja alles korrekt machen! Da kam dann wirklich Einiges auf mich zu:
eine Druckerei finden
es gibt so unendlich viele! Recherchearbeit vom Feinsten - Preisleistungsverhältnis und so
Druckdateien richtig herstellen
ein Desaster!
rumärgern mit der Druckerei
warum habe ich nur gedacht es würde alles glatt laufen??? SO naiv…
Gedanken um Verpackungen machen
Recherchearbeit die Zweite
Rechnungen schreiben
… wie sollen die aussehen? Was muss alles drinnen stehen?
Kalkulationstabelle anfertigen
soll ja alles schön dokumentiert werden
Preise festlegen
warum hat mir vorher niemand gesagt wie Fu***** schwer das bitte ist!!!
Puh … das war viel neues Zeug. Einiges war interessant, anderes nervig, ärgerlich und vielleicht unnötig - gut, aber hinterher ist man bekanntlich ja immer schlauer! Das war mir zum Glück bewusst und daher hielt sich der Ärger doch stark in grenzen.
So, wo gehts weiter? Achja …
Der Verkauf
Also der Verkauf von eigenen Produkten sollte gut durchdacht sein. Das ist wohl das aller Allerwichtigste. Aber das war mir garnicht so recht klar, bis ich eines schönen Tages beim Spazierengehen mit einer Freundin telefoniert habe. Diese ist seit nun ungefähr eineinhalb Jahren selbstständig und macht wunderbare "Artefakte" aus Worbla - viel Liebe dafür. Und viel Liebe für Ihre Gedanken, denn ich hatte mir absolut keine Gedanken gemacht … Ja zugegeben, das war irgendwie nicht so K L U K von mir.
Mit dem ganzen Input und dem Wissen, dass ich mir Gedanken machen sollte, setze ich mich hin. Ich habe eine Weile gehirnt und überlegt wie ich es angehe. Aber im Endeffekt hab ich doch einfach wieder angefangen, mit einer dünnen Schnur als „Roten Faden“. Das ging mir schon immer so, einfach mal machen. Natürlichen einen Plan vor Augen haben, aber detailliert muss der nicht sein. Bisher hat das meistens gut funktioniert. Aber zugegeben, ganz manchmal auch nicht! Hierbei zum Glück schon! Mein angebotenes Merchandise wurde mit viel Liebe verpackt und mit viel Liebe entgegen genommen. Dafür bin ich unfassbar Dankbar. Denn ich habe es geschafft. Klar, meine Reise beginnt hier erst, aber das, was ich mir vor so vielen Jahren gewünscht habe, habe ich in die Tat umgesetzt:
„Der Gedanke also, dass ich gern mit dem, was ich kreieren kann, Geld verdienen würde, mein Leben finanzieren möchte. Anderen meine zu Bildern gewordenen Gedanken zeigen und - wenn alles gut läuft- ich sie damit glücklich machen kann.“
Natürlich ist das hier „nur“ der Anfang, aber für mich ist es DER Anfang. Ein bisschen Unglaublich, ist das ganze also schon für mich. Deshalb habe ich auch diesen Text geschrieben. Ich wollte und musste das hier für mich, für dich, für euch festhalten. Einfach um das alles greifbarer, realer werden zu lassen. Aber auch um den Weg nicht still und heimlich zu gehen, sondern in Gesellschaft. Vielleicht ist das hier einfach interessant, aufschlussreich und am besten auch noch hilfreich für den ein oder anderen.
Patreon
Wie die Reise weiter geht? Gestern habe ich meine Patreon Seite veröffentlicht. Ob ich Zweifel hatte? Und wie! Aber wenn sich nur eine Person anmelden würde, nur eine, dann hätte es sich für mich gelohnt! Dann dachte ich aber, nein, selbst wenn niemand dich jetzt sofort unterstützen will oder kann, dann macht das nichts, aber es ist wichtig das ich es Anbiete. Denn wenn ich es nicht täte, dann gäbe es schlichtweg die Möglichkeit nicht und niemand könnte sich dafür oder dagegen entscheiden. Nur wenn ich fortlaufend mein bestes gebe, ja dann habe ich auch erst die Chance meinen Traum zum leben zu erwecken.
Und ein Quäntchen Glück gehört bei allem irgendwie doch mit dazu.
Noch kann ich es aber nicht recht begreifen, ich habe bereits sieben Patreons. Sieben mehr als ich erwartet hätte und sieben mehr als ich mir erhofft hatte. Klar, Vollzeit könnte ich bei weitem nicht von meiner Selbstständigkeit leben, aber gerade die kleinen Ziele sollte man feiern und Wertschätzen. Denn genau diese sind es, die einen auf dem Weg begleiten, den man geht.
Mit diesem Podcast und einem You Tube Kanal habe ich nun bereits zwei weitere Ideen umgesetzt. Wie das läuft, wird sich erst noch zeigen müssen, aber ich bin mir sicher ich werde davon berichten. Weitere Ideen und Projekte laufen schon eine Weile im Hintergrund. Auch diese sind dabei immer konkreter und greifbarer zu werden. Aber all das braucht Zeit, selbstverständlich immer mehr Zeit als ich denke und Zeit hat ja jeder, bekanntlich, nur begrenzt.
Ich tüftle also weiter und bin gespannt wen und was ich noch auf meinem Weg treffen werde.